appendix

materialien zu pavel florenskij

 

 

 

 

 

 

 

 

Band 1

Herausgegeben von Michael Hagemeister und Torsten Metelka
216 Seiten / Format 205 x 125 mm / Broschur
Ê 15,35
ISBN 3-931337-31-6

Inhalt

Wolfgang Ullmann
Wahrheit als Subjekt. Überlegungen anläßlich Brief 2-4 in Florenskijs "Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit"

Rainer Goldt
Name und Zahl. Zum mathematischen Idealismus Pavel Florenskijs

Taja Gut
Das Auffinden des Noumens in den Phänomenen oder Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit. Pavel Florenskij und Rudolf Steiner

Frank Haney
Zur Rationalitätsauffassung von Pavel Florenskij

Vladimir Fedorov
Pavel Florenskij als Missionar für das 21. Jahrhundert

Johannes Schelhas
Gespräche mit Abt Andronik (Trubacev), Natal'ja Boneckaja und Renata Gal'ceva

Pavel Vasil'evic Florenskij
Gedanken zu meinem Großvater

 

 

Band 2

Herausgegeben von Michael Hagemeister und Torsten Metelka
216 Seiten / Format 205 x 125 mm / Broschur
Ê 18
ISBN 3-931337-35-9

Inhalt

Rainer Grübel
Judenfreund ­ Judenfeind. Vasilij Rozanovs Judenbild: eine problematische ästhetische Imagologie mit aporetischem Sprung aus der Theorie in die Praxis

Michael Hagemeister
Pavel Florenskij und der Ritualmordvorwurf

Vasilij Rozanov
Man muß den ganzen Fall auf eine andere Ebene bringen (Zur Juscinskij-Affäre) [mit Zitaten aus einem Brief von Pavel Florenskij]

[Pavel Florenskij]
Prof. Daniil Chvol'son über Ritualmorde

[Pavel Florenskij]
Brief an Vasilij Rozanov [mit Anmerkungen von Vasilij Rozanov]

[Pavel Florenskij]
[Vorwort zum Band "Israel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"]

Wolfgang Ullmann
Heidentum im Christentum. Pavel Florenskijs Position im russischen Ritualmordstreit 1911-13

Holger Kuße
Harmonieangst. Anmerkungen zur dunklen Seite Pavel Florenskijs

Boris Heithecker
Pavel Florenskij und Johann Wolfgang Goethe

 

 

"Zurückblickend sehe ich, daß ich nie wirklich günstige Arbeitsbedingungen hatte, teils meiner Unfähigkeit wegen, meine persönlichen Verhältnisse zu ordnen, teils des Zustands der Gesellschaft wegen, der ich mindestens 50 Jahre voraus war - ich war vorausgeeilt, und um Erfolg zu haben darf man nicht mehr als 2-3 Jahre voraus sein", schrieb Pavel Florenskij aus dem Lager auf den Solovki-Inseln im Weißen Meer an seine Frau Anna Michajlovna nur wenige Monate vor dem gewaltsamen Ende seines Lebens.
Pavel Florenskij (1882-1937), Priester, Philosoph, Theologe, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Elektrotechniker, Ingenieur, Geologe, Kunstwissenschaftler, Volkskundler und Archäologe, von seinen Zeitgenossen wegen seiner vielfältigen Begabungen und tiefgründenden Gelehrtheit mit Leonardo da Vinci, Blaise Pascal und Gottfried Wilhelm Leibniz verglichen, wurde nach seinem Märtyrertod in Rußland totgeschwiegen. Im Westen war er nur wenigen Spezialisten bekannt. Tatsächlich sollte es ein halbes Jahrhundert dauern, bis den Vorausgeeilten der Ruhm einholte. Heute ist Florenskij als eine der bedeutendsten und zugleich eigenartigsten Persönlichkeiten der neueren russischen Geistesgeschichte anerkannt. Internationale Kongresse belegen dies ebenso wie die zahlreichen in den letzten Jahren erschienenen Ausgaben und Übersetzungen seiner Werke sowie die rasch anwachsende Forschungsliteratur.
Bereits 1925/26 hatten Hans Ehrenberg, Nicolai von Bubnoff und Lev Kobylinskij-Ellis auf Florenskij hingewiesen und durch Übersetzungen versucht, die Beschäftigung mit seinem Werk einzuleiten. 1984 stellte Michael Silberer in einer großen Studie über die Trinitätsidee Florenskij neben Thomas von Aquin, und im Jahr darauf erschien der ausführlich kommentierte Nachdruck des legendären Buches "Imaginäre Größen in der Geometrie" (Mnimosti v geometrii, 1922). Die weiteren Forschungen und Publikationen fielen mit der durch die Perestrojka ermöglichten (und mit kleineren Texten in speziellen Zeitschriften lange vorbereiteten) Freigabe des Werkes in Rußland zusammen.
Seit 1988 sind mehrere Werke Florenskijs vollständig auf deutsch erschienen, darunter die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend im Kaukasus, die einflußreichen Untersuchungen zur Theologie der Ikone, zur umgekehrten Perspektive und die kunsttheoretischen Vorlesungen zu Raum und Zeit, die Sprachphilosophie, insbesondere die Untersuchung von Namen, sowie eine zweibändige "Biographie" in Form von Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Aus der umfangreichen Korrespondenz liegt der Briefwechsel mit Andrej Belyj in deutscher Übersetzung vor. Noch nicht abzusehen ist, wann Florenskijs theologisches Hauptwerk "Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (Stolp i utverzdenie Istiny, 1914) in einer vollständigen deutschen Ausgabe zugänglich sein wird. Bisher liegt dieses Zeugnis enzyklopädischer Gelehrtheit und ästhetischen Raffinements in französischer, italienischer, sowie in englischer Übersetzung vor.
Immerhin bieten die inzwischen vorliegenden deutschen Übersetzungen, die zum größten Teil von Sieglinde und Fritz Mierau angefertigt wurden, nach der Einschätzung von Wolfgang Schlott, "alle Voraussetzungen für ein breites diskursives Feld [...], auf dem nun endlich die komplexe Auseinandersetzung mit einem großen Denker und Metaphysiker beginnen kann." Und doch bleibt, so Gerhard Adler, ein Hindernis weiter bestehen, nämlich das Genie Florenskijs, "die überwältigende Begabung, die Vielfalt der Arbeitsgebiete, die überragende wissenschaftliche und auch religiöse Bedeutung dieses großen Russen."

Diese Reihe, die sich als "Anhang" zu der auf zehn Lieferungen angelegten Berliner Werkausgabe versteht und in unregelmäßiger Folge erscheinen wird, möchte all jenen ein Forum bieten, die sich der Person Florenskijs und seinem vielfältigen und vielschichtigen Werk von verschiedensten Seiten - auch kritisch - zu nähern suchen. Zudem ist beabsichtigt, Materialien zu Leben und Werk Florenskijs, Arbeiten aus seinem persönlichen Umkreis und Wirkungsfeld sowie schließlich kürzere Texte von ihm selbst, die nicht in den Rahmen der Werkausgabe passen, an dieser Stelle zu veröffentlichen.

Michael Hagemeister
Torsten Metelka



 

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